Religion in Paris
Stellenwert der Religion in Paris und Frankreich
Frankreich ist ein Land, das von Laizismus geprägt ist. Das bedeutet, dass eine strikte Trennung zwischen Staat und Religion besteht.
Geprägt wurde der Begriff „laïcité“ von dem französischen Politiker und Pädagogen Ferdinand Buisson (1841–1931), der sich für Menschen- und Bürgerrechte einsetzte und einen religionsfreien Schulunterricht forderte.
Seit 1905 besteht in Frankreich ein Gesetz, das Staat und Kirche voneinander trennt.
Ihre Wurzeln hat die Laizität in Frankreich in einer starken liberalen Zivilgesellschaft, ebenso spielt die Einheit der Nation eine wichtige Rolle. Dennoch steht der französische Staat den Religionen nicht feindlich gegenüber.
Trotzdem büßen die Glaubensgemeinschaften im Land in zunehmendem Maße an Bedeutung ein und verlieren allmählich an Anhängern.
Dabei sind auch Generationenunterschiede zu berücksichtigen. Während ältere Menschen eher an religiösen Traditionen festhalten, tendieren die jüngeren Leute mehr und mehr zum Atheismus.
Religiöse Gruppen in Paris
Religiös geprägt ist Paris in erster Linie christlich. Rund 65 Prozent aller Pariser empfingen die christliche Taufe und etwa 60 Prozent gehören dem römisch-katholischen Glauben an.
Die meisten gehen lateinischen Riten nach, es gibt aber auch einige Gläubige, die dem ukrainischen oder armenischen Ritus anhängen.
Der Pariser Erzbischof kümmert sich nicht nur um die Katholiken der Stadt, sondern auch um die östlichen Riten.
Innerhalb der Pariser politischen Grenzen gibt es 94 katholische Gemeinden. Sie werden durch 73 unterschiedliche protestantische Kirchen ergänzt.
Außerdem sind in Paris 15 russisch-orthodoxe und griechische Kirchen vorhanden.
Sechs Kirchen zählen zum rumänisch-orthodoxen Glauben.
Aber auch Gläubige nichtchristlicher Religionen sind in der Hauptstadt vertreten wie die sieben Synagogen für rund 220.000 Juden.
Ebenso gibt es 19 Moscheen für ungefähr 80.000 Muslime, von denen die meisten Sunniten sind.
Von Christen und Juden üben allerdings nur etwa 12 Prozent bei den Christen und circa 15 Prozent bei den Juden den Glauben auch praktisch aus.
Genaue Zahlen liegen jedoch nicht vor, da aufgrund der französischen Staatsbürgerschafts- und Antidiskriminierungsgesetze offizielle Befragungen zur religiösen und ethnischen Zugehörigkeit nicht zulässig sind.
Darüber hinaus gibt es in Paris zahlreiche Agnostiker und Atheisten. Während die Agnostiker nicht wissen, ob es Gott gibt oder nicht, lehnen die Atheisten den Glauben an einen Gott oder mehrere Götter grundsätzlich ab.
Religiöse Stätten in Paris
Trotz des in Frankreich verbreiteten Laizismus ist die Religion in der Hauptstadt Paris mannigfaltig vertreten.
Sakrale Gebäude sind wichtige Zeugen der Stadtgeschichte und ziehen immer wieder ein üppiges Besucherinteresse auf sich.
An der Spitze der meistbesuchten religiösen Stätten in Paris gehören die Kathedrale Notre-Dame sowie die Basilika Sacré-Cœur.
Insgesamt gibt es in Paris mehrere hundert religiöse Gebäude wie katholische, protestantische und orthodoxe Kirchen sowie Synagogen und Moscheen.
Bedeutende Vertreter der religiösen Vielfalt der Stadt sind die Große Synagoge, die Große Moschee sowie die Große Pagode von Vincennes.
In den meisten Kirchen von Paris werden jeden Tag Gottesdienste begangen.
Zu den bedeutendsten sakralen Sehenswürdigkeiten der Hauptstadt zählen:
Kathedrale Notre-Dame de Paris
Das berühmteste Gotteshaus von Paris ist zweifellos die römisch-katholische Kirche Notre-Dame de Paris, was übersetzt „Unsere Liebe Frau von Paris“ bedeutet.
Notre-Dame wurde der Gottesmutter Maria geweiht und entstand in den Jahren 1163 bis 1345. Die Kathedrale gilt als gotisches Meisterwerk. Keine Sehenswürdigkeit in Frankreich wird so häufig besucht wie die Kathedrale Notre-Dame.
Während der Französischen Revolution kam es zu umfangreichen Beschädigungen der Kirche. Im 19. Jahrhundert erfolgte durch den Architekten Eugène Viollet-le-Duc (1814–1879) der Wiederaufbau.
Als besonders sehenswert gelten die Türme, die Spitze des Kirchturms, die Wasserspeier sowie die bunten Fenster des Gotteshauses. Von den Türmen aus bietet sich dem Besucher eine grandiose Aussicht auf Paris.
Basilika Sacré-Cœur
Ein weiteres religiöses Wahrzeichen von Paris ist die Basilika Sacré-Cœur (Basilique du Sacré-Cœur de Montmartre) in Montmartre.
Die römisch-katholische Wallfahrtskirche wurde von 1875 bis 1914 auf dem Butte Montmartre im neobyzantinischen Stil errichtet.
Aus einer Höhe von 130 Metern bietet sich den Besuchern ein wunderbarer Ausblick auf Montmartre.
Ein besonderes Merkmal des Gotteshauses ist seine weiße Färbung.
Die Decke des Kircheninneren enthält als Verzierung das größte Mosaik Frankreichs.
Von der Kuppel aus lässt sich ganz Paris überblicken.
Erbaut wurde die Basilika Sacré-Cœur ab 1875, um der Opfer des Deutsch-Französischen Krieges von 1870/71 sowie der Verbrechen während der Pariser Kommune zu gedenken.
Erst 1919 konnte die Kirche geweiht werden. Heute gehört sie zu den größten Anziehungspunkten für Touristen in Paris.
Kathedrale von Saint-Denis
Als letzte Ruhestätte der französischen Monarchen diente die Kathedrale von Saint-Denis (Basilique de Saint-Denis). Sie wird zu den Gründungsbauten der Gotik gezählt.
Geweiht wurde sie dem ersten Bischof von Paris, dem heiligen Dionysius.
Ab dem späten 10. Jahrhundert bis 1830 diente die Kirche beinahe sämtlichen französischen Königen als letzte Ruhestätte.
Während der Französischen Revolution plünderten Aufständische die Königsgräber, was zu schweren Beschädigungen der Skulpturen führte.
Seit 1862 gilt die Kathedrale von Saint-Denis als historisches Monument. Noch heute befinden sich mehr als 70 Grabdenkmäler berühmter Personen wie Katharina von Medici oder König Ludwig XVI. in dem Sakralgebäude.
Die Große Synagoge von Paris
Im 9. Pariser Stadtbezirk an der Rue de la Victoire Nr. 44 ist die Große Synagoge von Paris zu finden, deren Einweihung 1874 stattfand.
Sie gilt als spirituelles Zentrum des jüdischen Lebens in Paris. Über das ganze Jahr verteilt werden in der Synagoge offizielle Zeremonien abgehalten.
Rund 1800 Menschen haben in der 38 Meter hohen Großen Synagoge Platz. Von ihrem Aufbau und Umfang her lässt sie sich mit einer Kathedrale vergleichen. Im Inneren kann die imposante Größe des Längsschiffes erlebt werden.
Seit 1987 wird das Gebäude als Kulturdenkmal eingestuft.
Große Pariser Moschee
Im 5. Stadtbezirk im Quartier Latin befindet sich die Große Pariser Moschee. Sie entstand zwischen 1922 und 1926 im Mudejarstil mit einem 33 Meter hohen Minarett.
Mit der Errichtung wollte sich Frankreich bei den Muslimen bedanken, die während des Ersten Weltkrieges als koloniale Hilfstruppen für das Land gekämpft und dabei hohe Opfer gebracht hatten.
Zu den schönsten Sehenswürdigkeiten des islamischen Gotteshauses gehören der Innenhof mit seinen Arkaden, zu deren Inspiration die Alhambra im spanischen Granada diente, sowie der Gebetssaal mit seinen bewundernswerten Gebetsteppichen.
Die Moschee lässt sich außerdem zur Erholung nutzen und besitzt ein Hamam, einen Teesalon, ein Restaurant sowie verschiedene Basare.
Die Große Pagode von Vincennes
Den wichtigsten Tempel des Buddhismus in Paris stellt die Große Pagode von Vincennes (Grande Pagode de Vincennes) dar.
In dem Gebäude befindet sich die größte Buddha-Statue Europas. Sie erreicht eine Höhe von neun Metern und ist mit Gold überzogen.
Die Pagode ist ein Überrest der Kolonialausstellung von 1931.
An wichtigen buddhistischen Feiertagen kann das Gebäude von der Öffentlichkeit besucht werden.
Zu finden ist die Pagode im ländlichen Gebiet des Bois de Vincennes, unweit vom Daumesnil-See.
Pfarrkirche de la Madeleine
Ein christliches Gotteshaus in ungewöhnlicher Aufmachung ist die Pfarrkirche La Madeleine im 8. Arrondissement von Paris am Place de la Concorde. So erinnert die Kirche äußerlich eher an einen antiken Tempel, was auch mit der langen Bauzeit des Gebäudes zu tun hat.
Der Bau der Kirche begann 1764 unter König Ludwig XV., kam jedoch nur langsam voran. Als die Französische Revolution ausbrach, hatte dies 1791 die Unterbrechung der Bauarbeiten zur Folge. Planungen für ein Parlamentsgebäude oder eine Börse wurden nicht verwirklicht.
Als sich Kaiser Napoleon I. 1806 dazu entschloss, eine Ruhmeshalle für Soldaten einzurichten, ließ sich der Bau endlich fortsetzen. So wurden 52 korinthische Säulen entworfen, die einem antiken römischen Tempel ähnelten.
1813 machte Napoleon jedoch einen Rückzieher und disponierte wieder zum Bau einer Kirche um.
Als Napoleon abgedankt hatte, plante König Ludwig XVIII., eine Kirche zu errichten, die dem Andenken seines hingerichteten Bruders Ludwig XVI. dienen sollte.
Bis zum Abschluss der Bauarbeiten dauerte es jedoch noch bis ins Jahr 1842. Die Weihung zur Pfarrkirche fand 1845 statt.
Seit 1915 steht das Gebäude unter Denkmalschutz. Für verschiedene Prominente wie Frédéric Chopin, Coco Chanel oder Marlene Dietrich wurden dort Totenmessen abgehalten.
Pfarrkirche Saint-Eustache
Die bedeutendste Kirche des 16. Jahrhunderts stellt die Pfarrkirche Saint-Eustache dar. Sie gehörte zu den ersten christlichen Gotteshäusern, die antike Motive aufzeigten.
Die Kirche befindet sich im 1. Pariser Stadtbezirk an der Rue Rambuteau. Geweiht wurde sie dem frühen christlichen Märtyrer Eustachius. Sie war der letzte gotische Sakralbau in Paris.
Die Pfarrkirche Saint-Eustache bringt es auf eine Höhe von 33 Metern sowie eine Länge von 100 Metern, womit sie die größte Renaissancekirche von Frankreich bildet.
Ihr Bau erstreckte sich von 1532 bis 1640, sodass sie mehrere Baustile miteinander vereinigt.
Die Pfarrkirche verfügt außerdem über die größte Orgel Frankreichs. Jedes Jahr werden dort renommierte Festivals abgehalten.