Krise des Ancien Régime

Ohne Krise des Ancien Régime keine Französische Revolution. Die historische Bedeutung des Themas ist also offensichtlich. Unter Ancien Régime versteht man im Allgemeinen das europäische Herrschaftssystem im 18. Jahrhundert. Doch in der Regel bezieht sich diese Bezeichnung auf den französischen Absolutismus von 1715 - 1789.

Sozialordnung des Ancien Régime

An oberster Stelle stand damals der absolutistische Herrscher, der jegliche politische Gewalten in sich vereinte. Er konnte frei nach seinem Ermessen handeln und musste keine Rechenschaft ablegen. Die französische Bevölkerung im 18. Jahrhundert war in drei Stände unterteilt. Da der Katholizismus für Frankreich sehr wichtig war, bestand der erste Stand aus dem Klerus, also der Geistlichkeit. Der zweite Stand war der Adel. Beide Stände zusammen machten gerade einmal zwei Prozent der Gesamtbevölkerung aus, doch besaßen sie rund 40 Prozent des französischen Bodens. Außerdem kamen ihnen jegliche Privilegien wie Steuerfreiheit, Begünstigungen vor Gericht oder das Jagdrecht zugute. Die übrigen 98 Prozent bildete der dritte Stand, bestehend aus Großgrundbesitzern und Händlern, aber größtenteils aus Handwerkern, Arbeitern und Bauern. Alle Steuerlast lag auf den Schultern dieses dritten Standes. Dieser musste jedoch nicht nur Steuern, sondern auch Ernteerträge abgeben. Der dritte Stand nährte demzufolge das gesamte Land und mussten zusehen, in welchem Wohlstand die ersten beiden Stände zum Großteil leben konnten. Viele verschuldete Kleinbürger standen in Schuldknechtschaft oder Leibeigenschaft, weil sie eben diese Abgaben nicht leisten konnten.

Ursachen des Scheiterns

Nicht nur die sozialen Ungerechtigkeiten führten letztendlich zur Krise des Ancien Régime und zu seinem Fall. Das 18. Jahrhundert war auch die Zeit der Aufklärung. Menschen des Bildungsbürgertums verbreiteten ihre fortschrittlichen Ansichten, die das Gottesgnadentum des Herrschers anzweifelten, und hielten das Volk dazu an, seinen Verstand zu nutzen und sich eine eigene Meinung zu bilden. Zudem kam es vermehrt zu Missernten, womit die Armut und die Hungersnot mit fortwährend wachsenden Brotpreisen ins Unermessliche stiegen. Ab 1770 musste auch der Handel tiefe Einbrüche verzeichnen, da die sich Wirtschaft in einer Depressionsphase befand. Wieder waren die Bürger des dritten Standes am meisten betroffen. Doch auch die oberen beiden Stände waren unzufrieden. Sie durften zwar Ämter besetzen, waren in ihrer Ausführungsgewalt jedoch sehr eingeschränkt. Insbesondere der Adel wünschte sich mehr politischen Einfluss. All das und letztendlich die finanzielle Krise des Staates führten schließlich zum Bruch der bisherigen politischen Ordnung.

Der Weg in die Finanzkrise

Generationen von absolutistischen Königen in Frankreich pflegten einen exzessiven Lebensstil auf Kosten der Staatskasse, also der Steuereinnahmen, zu führen. Hinzu kam die Aufrechterhaltung eines stehenden Heeres, welches jährlich weit über 100 Millionen Livre aufzehrte. Außerdem hatte Frankreich eine negative Bilanz durch Kriege gegen England und Preußen sowie durch die Unterstützung der amerikanischen Unabhängigkeitskriege zu verzeichnen. Deshalb hatten Berater des Königs mehrfach versucht, Änderungen im Steuersystem einzuführen, sind aber jedes Mal im Parlament gescheitert, in dem Abgeordnete der ersten beiden Stände vertreten waren, die selbstverständlich nicht auf ihre Privilegien verzichten wollten. 1786 waren die Staatsausgaben 1,25 mal so hoch wie die Einkünfte. Zur Zinstilgung mussten neue Darlehen aufgenommen werden. Der Staatsbankrott war nur noch eine Frage der Zeit und trat letztendlich im August 1788 ein. Dies war der sprichwörtliche Tropfen, der das Fass endgültig überlaufen und die Krise des Ancien Régime in die Französische Revolution münden ließ.

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