Schloss Versailles
Château de Versailles
Südwestlich des Pariser Stadtzentrums befindet sich die spektakulär einzigartige Schlossanlage von Versailles.
Die architektonischen Meisterleistungen im historischen Glanz vergangener Epochen sind magischer Moment zwischen verschwenderischer Dekadenz, geschichtlicher Zeitreise, aber vor allem beeindruckende Verkörperung für ein unvergessliches „Sightseeing“.
Das imposante Schloss mit den zahlreichen Nebengebäuden, der königlichen Kapelle, der Oper und den prachtvollen Palastgärten ist nicht nur Monument der Entfaltung des französischen Werdegangs, sondern Ausdruck vergänglicher Weltanschauung und kultureller Evolution.
Etwas Zeit im Gepäck sollten die Besucher schon mitbringen, um die weitläufige Anlage zu besichtigen und zu erkunden. Die Entlohnung: eindrucksvolle Ansichten, Postkartenidylle und unbeschreiblich emotionale Erfahrungen.
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Noch gegen Anfang des 17. Jahrhunderts befand sich der kleine Ort Versailles vor den Toren der französischen Hauptstadt in einem Dornröschenschlaf.
Zwar befand sich auf dem von umliegenden Wäldern begrenzten Gebiet ein kleines königliches Jagdhaus, doch dieses war so klein und unscheinbar, dass sogar Mitglieder des unteren Adelsstandes nur Spott und Hohn für den Besitz übrig hatten.
Erst Baumeister Philibert le Roy konzipierte für König Ludwig XIII einen angemesseneren Residenzsitz und ließ eine aus drei Flügeln bestehende Gebäudeerweiterung errichten.
Dieses von Gräben umgebene Jagdschloss aus Back- und Sandstein, wurde im Jahr 1634 fertiggestellt. Das Gebäude mit den typischen Stilelementen des frühen französischen Barock, bildete den ursprünglichen Kern der Versailles Schlossanlage.
Der Glanz des Sonnenkönigs
Mit der Regierungsübernahme des Thronfolgers Ludwig XIV. rückte auch die Versailler Schlossanlage in ein neues Licht. Ab dem Jahr 1661 hielt sich der junge König hier regelmäßig auf.
Das Schloss diente ihm zunächst als Sommerresidenz und privater Hort ausgiebiger Feste.
Ludwig XIV war aus einem anderen Holz geschnitzt als sein Vater, bei dessen Tod der neue Monarch erst vier Jahre alt war. Doch innerhalb der Kindheit durch Minister, Kardinäle und Familie schon gut auf die Regentschaft vorbereitet, zeigte Ludwig XIV. einen ganz neuen Weg der Politik und Staatsführung auf.
Er ließ von Anfang an keinen Zweifel daran, wer der uneingeschränkte Herrscher im Land war, bildete das Kabinett um und reformierte die Streitkräfte.
Ganz Europa sollte Frankreich als leuchtendes Vorbild sehen, seine pompös angelegten Festakte waren legendär und prägten schon früh seinen legendären Ruf vom „Sonnenkönig“.
Das Lustschloss in Versailles wurde ab dem Jahr 1668 größeren Erweiterungs- und Umbaumaßnahmen unterzogen.
Der König pochte auf den Fortbestand des alten Schlosses und des Marmorhofes. Die Neubauten ummantelten so in der Folge das ursprüngliche Gebäude.
Als Hofarchitekt wurde der Baumeister Louis Le Vau bestimmt.
Es entstand zunächst ein U- förmiger Mittelbau mit Wohntrakt. Der südliche Flügelbereich mit den prächtig gestalteten Repräsentationsräumen diente unter anderem als Paradezimmer der Königin, Ludwig selbst residierte im Nordflügel.
Dieser Bereich verfügte über eine großflächig angelegte Terrasse und Arkaden, bevor hier später die wohl berühmteste Räumlichkeit der gewaltigen Schlossanlage entstand, der Spiegelsaal von Versailles.
Mit dem König hielt auch ein immer größer werdender Hofstaat Einzug in Versailles. Eine geplante Stockwerkaufstockung lehnte Ludwig allerdings ab.
In den Jahren 1678 bis 1684 wurden die Terrasse des Haupttraktes und der angrenzende Salon umgebaut.
Durch den Baumeister Jules Hardouin-Mansart entstanden die Galerie der Spiegel sowie die Salons des Friedens und des Krieges.
Ludwig erklärte Versailles zum künftigen Regierungssitz. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts arbeiteten dort über 22.000 Menschen.
Ausgangspunkt der komplexen Schlossanlage ist der Marmorhof des alten Jagdschlosses.
Die Trakte des Hauptgebäudes, der Corps de Logis, werden vom Königshof (Cour Royale) umgeben und gehen in den Hof der Minister (Cour des Ministres) über. Hier begrenzen die frei stehenden Gebäudeflügel, die sogenannten „Ministerflügel“ die Schlossanlage.
Zur Stadtseite entstanden zahlreiche Gebäude, die unter anderem für den königlichen Fuhrpark und der Bewirtschaftung dienten.
Ludwig XIV. verstand es, den gesamten Hochadel und Teile der Kirche in seine Abhängigkeit zu ziehen. Wer etwas erreichen wollte, musste nach Versailles.
Dort war inzwischen alles auf den Herrscher zugeschnitten. Das gesamte Schloss, die Anordnung der Räumlichkeiten, Kunst- und Kulturschätze sowie die Gartenanlagen machten jedermann klar, hier residiert der absolute Regent und Stellvertreter Gottes auf Erden.
Der prägende Satz „Der Staat bin ich“, den Ludwig selbst nicht verwendet haben soll, hallte historisch lange nach und zeugte vom Glanz und der Macht des Königs. In Versailles gab es nahezu alles.
Nach einer der längsten Regentschaften in der Geschichte der herrschenden Monarchien, die 72 Jahre andauerte, starb Ludwig im Jahr 1715.
Der grundsätzliche Abschluss der Baumaßnahmen am Schloss Versailles im heute bekannten Ausmaß, dauerte bis zum Ende des 18. Jahrhunderts an.
Stil, Sinnbild und historischer Wandel
In seiner Gesamtheit vereint die Schlossanlage von Versailles verschiedene Baustile.
Die zur Stadt ausgerichteten Fassaden bieten dem Betrachter den Eindruck etlicher Einzelbauten und erst die genauere Wahrnehmung lässt erkennen, dass es sich um einen zusammenhängenden Gebäudekomplex handelt.
Obwohl die prägenden Elemente des klassizistischen Barocks Verwendung fanden, unterscheidet sich Versailles von allen anderen französischen Barockschlössern.
Es ist nicht nur die gewaltige Größe, die einen Vergleich nicht zulässt, sondern auch die Ausarbeitungen der Sandsteinelemente und die sichtbare Form der Mansardendächer.
Nach der Französischen Revolution sollte auch Versailles neu gestaltet werden, doch der spätere Kaiser Napoleon Bonaparte begnügte sich mit dem Gartenschloss, dem „Grand Trianon“, welches er gemäß seinen persönlichen Wünschen herrichten ließ.
Nach dem französisch-deutschen Krieg marschierten im Januar 1871 preußische und föderal zusammengesetzte deutsche Truppen rings um die Versailler Schlossanlage auf.
Im Spiegelsaal des Schlosses proklamierte Otto von Bismarck den preußischen König Wilhelm zum ersten Kaiser des neuen Deutschen Reiches. Vom riesigen Deckengemälde des Saales blickte Ludwig XIV., der sich als ruhmreicher Eroberer vieler deutscher Städte und Ländereien feiern ließ.
Nach dem Ende des Ersten Weltkrieges war der Spiegelsaal und auch das Gebäude des „Grand Trianon“ erneut Schauplatz bedeutender historischer Entwicklung.
Nach dem Sieg über das deutsche Kaiserreich wurden hier Reparationszahlungen und Friedensbedingungen festgeschrieben, die Jahre nachwirken sollten und dazu beitrugen, dem Nationalsozialismus in Deutschland den Weg zu bereiten.
Nach dem Krieg wurde Versailles zur Stätte der Aussöhnung, der Kultur und des Wandels.
Die im Jahr 1979 in das Weltkulturerbe der UNESCO aufgenommene Schlossanlage, dient seitdem nicht nur als Veranstaltungsort für Gipfeltreffen und Feierlichkeiten, sondern beinhaltet wertvolle kunst- und kulturhistorische Museen.
Touristenmagnet und musealer Glanzpunkt
Herzstück Versailles' ist der Palast, Heimat des führenden Museums zur Geschichte Frankreichs.
Bei über 63.000 Quadratmetern und 2.300 Zimmern ist es manchmal gar nicht so leicht, den Überblick zu behalten, doch direkt vor Ort gibt eine Tourismusinformation bereitwillig Auskunft.
Zur Planung des Aufenthalts in Versailles und für den Besuch der einzelnen Museumseinrichtungen, der Wechselausstellungen oder der Führungen sind verschiedene, auch kombinierbare Eintrittskarten erhältlich, die sich bequem auch online buchen lassen.
Da das Schloss und die umliegenden Bauten eine der größten Touristenattraktionen Frankreichs mit jährlich rund 3,5 Millionen Besuchern darstellen, ist dieses auch zu empfehlen.
Bedeutend für die historischen Stücke der großen Sammlung zur französischen Geschichte war der Wille von König Louis-Philippe. Nach seinem Willen sollte der Palast ab dem Jahr 1833 seine wahre Bestimmung als Ausstellungsort tausender Gemälde und Skulpturen erhalten.
Die alten Galerien erzählen noch heute von Ruhm und Glanz Frankreichs.
Auch wenn etliche Kunstwerke inzwischen auch anderenorts zu sehen sind, so bleibt der Palast von Versailles mit weit über 3.000 Skulpturen und 6.000 Gemälden immer noch die wichtigste Quelle der französischen Geschichte.
Fünf Räume im Nordflügel, mit einer eigens geschaffenen grandiosen Innenarchitektur, liebevoll geschnitzten Holzarbeiten und individuellen Möbeldekorationen, verdeutlichen die mittelalterliche Thematik rund um die Kreuzzüge.
Ein Stockwerk höher, die monumentale Treppe hinauf, warten die Räume für Afrika, für die Krim und für Italien auf die staunenden Besucher.
Die Räumlichkeiten wurden nach den persönlichen Wünschen Louis-Philippes gestaltet und zeigen zum Teil riesige Gemäldeformationen, wie beispielsweise das über zwanzig Meter lange Bild der Eroberung von Abd-el-Kader des Malers Horace Vernet.
In ihrer Gesamtheit sind die Räumlichkeiten kaum noch einem breiten Publikum zugänglich, da hier auch verschiedene Wechselausstellungen zu besichtigen sind.
Ebenfalls im Nordflügel, untergebracht in dreizehn Zimmern, befinden sich die sogenannten „Empire Rooms“. Bemalte Paneele und veredelte Holzarbeiten verstärken den Eindruck zahlreicher, weltberühmter Kunstwerke aus der Epoche der Neoklassik.
Die Gemälde, etliche noch von Napoleon selbst in Auftrag gegeben, sprechen für sich und auch der Kaiser der Franzosen, auf weißem Pferd, thront unter ihnen.
Große Teile der umfangreichen Gemäldesammlung sind innerhalb der langen Raumgruppen des Dachbodens auf Nord- und Südflügel verteilt.
Der absolut größte Raum im Palast ist die Galerie der großen Schlachten, der rund 120 Meter Länge und 13 Meter Breite misst und damit fast das gesamte erste Stockwerk des Südflügels einnimmt.
Etliche unschätzbare Kunstwerke von Delacroix, Picot, Bouchot, Vernet und anderen bedeutenden Malern zieren die edlen Wände.
Die Galerie gleicht einer Art Pantheon, mit gläserner Gewölbedecke und bronzenen Tischen, dazwischen Säulenelemente und Büsten historischer Persönlichkeiten.
Zwischen Nostalgie und der Aura des Besonderen
Zu den historischen Galerien gehört auch der Krönungsraum, der ab dem Jahr 1833 ganz dem Kaiser der Franzosen gewidmet wurde.
Das weltberühmte Gemälde von David zur Weihe des Kaisers und der Krönung von Joséphine befindet sich mittlerweile, wie viele andere Kunstschätze, im Pariser Louvre. In Versailles sind aufgrund dieser Tatsache vielerorts Kopien ausgestellt.
Die privaten Gemächer von König und Königin und weitere Wohneinheiten im Palast geben viel nostalgischen Flair wieder. Von der Zeitenwende der Revolution erzählt der so bezeichnete „1792-Raum“.
Im Bereich der ehemaligen großen Terrasse ist die Halle der Spiegel der imposanteste Raum der Palastanlage. Der Saal von 73 Metern Länge, mit den aufgeschossenen, unterbrochenen Fenstern, 357 Spiegeln und gewaltigen Kronleuchtern, den gewölbten Decken und Gemäldekompositionen, ist das Paradebeispiel des typisch französischen Stils jener Zeit.
Die nicht minder bemerkenswerten Räumlichkeiten von Kriegs- und Friedenszimmer grenzen direkt an den Spiegelsaal an.
Neben dem Palast erwecken auf dem sich weitläufig erstreckenden Areal von Versailles auch andere bedeutende Sehenswürdigkeiten das Interesse der Besucher.
Das Anwesen von Trianon, geschaffen als Rückzugsort der Könige und des Kaisers, ist eine von ihnen. Zwischen Ziergärten gelegen, wird Trianon eng mit Königin Marie-Antoinette in Verbindung gebracht.
Der Grand Trianon, zunächst königliche Privatresidenz, dann von Kaiser Napoleon genutzt, zeugt von einzigartiger architektonischer Komposition, mit einer zentralistischen Kolonnadengalerie, eingebettet in eine parkähnliche Landschaft, mit Weiler und Pavillon.
Der Petit Trianon ist ebenfalls ein Meisterwerk der neoklassischen Schule. Entstanden als Rückzugsort für die Comtesse des Königs, wurde das Gebäude später zum Geschenk für Marie-Antoinette.
Die Schönheit des Ortes setzt sich fort in den französischen Gärten, die vielfältig strukturiert ab dem Jahr 1749 angelegt wurden, mit Menagerie, Obst- und Blumenanpflanzungen, Vogelhaus, französischem sowie „kühlem“ Pavillon eine Bereicherung der Sinne.
Der gigantische Palastgarten mit Fontänen, Skulpturen, Treppen und Hainen sowie die anderen Garten- und Landschaftsanlagen in Versailles laden förmlich zum Entdecken und Spazierengehen ein.
Die wundervolle Außengestaltung des Grand Trianon mit seinen Brunnen, der Englische Garten mit Liebesmonument, direkt auf einer Plattform an einem kleinen Flusslauf, der Belvedere mit gepflasterten Marmor-Mosaiken und Reliefskulpturen oder der Nachbau eines regelrechten Modelldorfes mit Windmühle an einem künstlich angelegten See sind nur einige Beispiele, die zu besichtigen lohnt.
In relativ großer Entfernung zum Palast steht das Auditorium der Königin Marie-Antoinette, die eine große Liebhaberin der Künste war und zu diesem Zweck ein Privattheater errichten ließ.
Eine gesonderte Besichtigungsmöglichkeit ergibt sich auch bei einem Besuch der Kutschengalerie in den Gebäuden der königlichen Stallungen.
Eines ist in jedem Fall gewiss: Ein Aufenthalt in Versailles hält für jeden etwas bereit. Versailles ist einer jener Orte, die eine ganz besondere Aura umgibt.
Zu erreichen ist die Schlossanlage über die großen Pariser Ausfallstraßen im Südwesten, indem die Anreisenden bei Boulogne-Billancourt die Seine überqueren.
Zügig und unkompliziert ist die Anreise per Zug, da Versailles über drei Bahnstationen verfügt.
Am zentralsten zum Schloss liegt der Bahnhof Rive Gauche, wo die Linie C der Regionalzugverbindung aus Paris eintrifft.
Züge der SNCF verkehren an den Stationen Versailles Rive Droite und Chantiers.
Château de Versailles
Place d'Armes
78000 Versailles
Frankreich