Künstlerkolonie La Ruche
La Ruche
La Ruche ist eine Künstlerkolonie, die 1902 Alfred Boucher gegründet hat. Wer sich im 15. Arrondissement auf dem Montparnasse umsieht, stößt nicht unbedingt auf die Nummer 2 in der Passage Danzig. Hier wartet mit der 'cité d'artistes' jedoch ein geschichtliches Kleinod, das inzwischen unter Denkmalschutz steht.
Von der Metrostation Convention aus sind es ein paar Schritte mehr, alternativ hält beispielsweise die Straßenbahn an der Haltestelle Georges Brassens etwas südlich der Passage de Dantzig.
La Ruche: ein lebhafter Bienenstock
Man kann La Ruche leider nicht von innen besichtigen, beziehungsweise: Es gibt nur einen Öffnungstag pro Monat, da die Künstlerkolonie glücklicherweise bis heute in Betrieb ist, aber den charmanten Rundbau sollte sich ein kunstinteressierter Tourist durchaus ansehen.
Im Hauptbau und in den beiden Nebengebäuden wurde 1902 durch den französischen Bildhauer Alfred Boucher eine Künstlerkolonie gegründet, die über 100 kreative Köpfe vereinte, vom Maler bis zum Schriftsteller. Dieser Ort zog Künstler aus aller Welt an, daher der Name La Ruche: Bienenkorb.
Natürlich passt dieser Begriff ebenso gut auf die runde Form des Haupthauses, das noch zwei Jahre zuvor als Pavillon des Vins de Bordeaux auf der Pariser Weltausstellung von 1900 stand, erbaut von Gustave Eiffel. Boucher sammelte einige Details dieser Ausstellung ein und vereinte sie hier, unter anderem das Eisentor des Frauenpalastes und zwei Karyatiden des indischen Pavillons.
Drei Künstlergenerationen
Heute befinden sich deutlich weniger Künstler in den Räumlichkeiten, die teilweise umgebaut wurden. Manche wohnen und arbeiten hier, die Wartezeit auf ein Appartement beträgt 20 Jahre, die Warteliste ist sehr lang. Kein Wunder, denn durch die großen Fenster in ihren teilweise etwas schiefen Holzrahmen fällt viel Licht, die Lage ist zentral und doch ruhig und ein etwas verwilderter Garten verströmt Romantik pur. Das Gelände ist heute allerdings im Verhältnis zu seiner Ausdehnung von 1902 um mehr als 50 Prozent geschrumpft.
Hier haben sich bereits Chagall, Apollinaire, Pechstein und Modigliani wohlgefühlt und als Gegenströmung zur etablierten Kunstszene ihre École de Paris begründet, bevor der Komplex im Zweiten Weltkrieg von Deutschen besetzt wurde und verfiel. Auch danach wohnten weiterhin Künstler hier, doch die einstige Idee von Boucher, hier mehr oder weniger mittellosen Künstlern eine Bleibe zu schaffen, wurde beinahe durch einen geplanten Abriss 1967 zerstört, bevor unter anderem Sartre und Renoir Schlimmeres verhinderten. Nach der Renovierung wohnen nun, quasi als dritte Generation, wieder mehrere Dutzend Künstler dauerhaft in diesem verwunschenen Paradies.
Wann und ob man aktuell Zutritt erhält, erfahren Interessierte beim Pressebüro des Musée de Montparnasse.
La Ruche
2 Passage de Dantzig
75015 Paris
Frankreich